Reduzieren und Absetzen von Neuroleptika
Für den Wunsch das Neuroleptikum abzusetzen, kann es viele Gründe geben. Die Bandbreite der möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist groß, die von Patienten zum Teil als sehr belastend und einengend wahrgenommen werden. Ein weiterer naheliegender Grund ist, dass Patienten die empfohlene Zeit der vorbeugenden Einnahme ohne weitere Psychosen überstanden haben und dann ein Versuch unternehmen möchten, auch ohne Medikamente „psychosefrei“ zu Leben. Da Neuroleptika nicht frei sind von zum Teil gefährlichen Nebenwirkungen, ist hier eine besondere Achtsamkeit notwendig.
Folgende Vorschläge von erfahrenen Experten zum erfolgreichen Reduzieren und Absetzen von Neuroleptika, sollten vor allem dann beachtet werden, wenn Patienten über lange Zeiträume Neuroleptika eingenommen haben:
- „Klären Sie, ob Sie gute Aussichten haben, ohne das Neuroleptikum psychosefrei zu leben. Versuchen Sie dafür möglichst gute Ausgangsbedingungen zu schaffen.
- Wägen Sie Ihr Psychose-Risiko und die Nachteile der Medikamenteneinnahme gegeneinander ab.
- Treffen Sie Ihre Entscheidung möglichst nicht allein. Sprechen Sie mit Personen Ihres Vertrauens, mit Angehörigen, mit Ihrem Arzt oder mit andern professionellen Helfern.
- Verringern Sie die Dosis des Medikaments in kleinen Schritten, so dass Sie den Unterschied kaum spüren. Warten Sie bis zum nächsten Reduktionsschritt einige Zeit ab, damit Sie herausfinden können, ob die neue Dosis für Ihre psychische Stabilität ausreicht. Achten Sie dabei auf Frühwarnzeichen.
- Reagieren Sie auf Frühwarnzeichen mit vorübergehender Dosiserhöhung. Kehren Sie erst nach einer Stabilisierungsphase zur nächst niedrigeren Dosis zurück.
- Versteifen Sie sich nicht auf das Ziel, die Medikamente vollständig abzusetzen. Probieren Sie aus, wie weit Sie reduzieren können, und akzeptieren Sie das Ergebnis.“
Quelle: Nils Greve, Margret Osterfeld, Barbara Diekmann (2012) Umgang mit Psychopharmaka, Balance buch und medien verlag GmbH & Co.KG, Bonn, 3. Überarbeitete Auflage